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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Zauber der lebenden Bilder . 125 Jahre Kino

by Andreas Busche (28 Dec 2020)
Original source: Tagesspiegel

Zum Jubiläum der ersten Kinovorführung am 28. Dezember 1895 bleiben die Kinos in diesem Jahr in fast allen Ländern geschlossen. Zum Feiern ist der Branche daher nicht zumute. Im Tagesspiegel reflektiert Andreas Busche aus Anlass des Jubiläums die aktuelle Lage der Branche.
An Weihnachten fand eine Premiere statt: Warner und Disney brachten erstmals Filme ohne Kinostart heraus. Die Ära des Blockbusters klingt damit aus. Ob im kommenden Jahr der neue James Bond das Publikum ins Kino zieht, bleibt abzuwarten. Im Jahr 2020 hat die Kombination aus Streamingdiensten und Pandemie der Branche extrem zugesetzt. Aktuell kommen die Filmtheater nur mit staatlicher Unterstützung durch die Krise. Das liegt nicht nur daran, dass das Filmtheater die Aura, die es im frühen 20. Jahrhundert umgab, verloren hat. Aktuell ist im Kinosaal statt Euphorie oftmals Misstrauen gegenüber den Menschen zu spüren, mit denen man gemeinsam im Saal sitzt. Allerdings – so erinnert Busche – war das Kino schon immer auf eine Mischkalkulation angewiesen. So erkannte der Fabrikant Stollwerk früh, dass der Verkauf von Schokolade im Kinosaal das Geschäft ankurbelt. Heute müssen die Kinobetreiber zum Überleben Schokolade, Nachos und Cola anbieten, weil sich der Kartenverkauf alleine nicht rechnet.
In regelmäßigen Abständen wird die Krise des Kinos ausgerufen. Daher ist sich Busche sicher, dass es auch diese Krise überstehen wird – zu den Optimisten, die darauf hoffen, dass die Pandemie ein Korrektiv für Fehlentwicklungen vergangener Jahrzehnte sein könnte, gehört er allerdings nicht.

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tag Kino Streaming Blockbuster Misstrauen Krise als Chance
Darstellende Kunst Bericht

Kulturzeit extra: Theater im Lockdown

by Vivian Pekovic (Moderation) (18 Nov 2020)
Original source: Kulturzeit

In einem Schwerpunkt widmet sich die Kultursendung der Situation der Theater im Lockdown. In einem ersten Beitrag geht es an die Volksbühne in Berlin. Dort sollten in dem Projekt »Spielplanänderung« zu Unrecht vergessene Theaterstücke bedeutender Autor*innen wieder auf die Bühne gebracht werden. Doch nun kämpft das Haus nicht nur für die Autor*innen, sondern darum selbst nicht in Vergessenheit zu geraten. Die Schauspieler*innen spielen nicht nur, sondern diskutieren auch die Rolle des Theaters. Was sie an der politischen Diskussi on stört, ist der missachtende Grundton, denn sie sind sich alle einig, dass das Theater ein wichtiges Ventil für die Gesellschaft bietet. Hier werden Themen verhandelt, die von einem breiten Publikum diskutiert werden. Sie empfinden es als Luxus, proben zu dürfen, dennoch kostet die aktuelle Situation sehr viel Energie – zumal für viele Schauspieler*innen, die keinen festen Vertag mit einem Haus haben, die Einnahmen wegbrechen. Die Forderung, dass die Theater bald wieder öffnen dürfen, das fordern aber nicht nur die Kulturschaffenden, sondern auch der Kultursenator Klaus Lederer.
Der Theaterkritiker und Autor Simon Strauß hat das Programm für die ›Spielplanänderung‹ entwickelt. Er weist darauf hin, dass es aktuell gefährlich ist, sich als Theater zu sehr anzupassen und den eigenen Status herunterzuspielen. Damit könnten Subventionen und der Status des Theaters als psychologische und humane Institution verloren gehen.
Eine wichtige Erfahrung war für den Schauspieler Lars Eidinger sieben Monate nicht spielen zu dürfen. In dieser Zeit hat er festgestellt, dass die Arbeit auf der Bühne für ihn das kreative Zentrum seines Schaffens ist. Das zentrale Merkmal des Theaters ist für ihn die Unmittelbarkeit, die kein anderes Medium erreichen kann. Allerdings sieht er im Theater keine moralische Anstalt, sondern vielmehr einen Freiraum, in dem man nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden muss.  

Allerdings gibt es auch Stimmen, die von den Theaterschaffenden fordern, die Krise zur Reflexion der eigenen Position zu nutzen. Zu diesen Stimmen gehört auch Simon Strauß. Er wünscht sich, dass die Kreativen mit einer neuen Form des Bewusstseins aus der Krise herausgehen. Für die Theater bedeutet das, unter anderem Spielpläne zu revidieren, diverser zu werden machen. Neue Formate müssen aber auf der Bühne entwickelt werden. Das Streaming sieht er nur als einen Ersatz, ein Trostpflaster für die Zeit, bis an den Häusern wieder gespielt werden darf. Denn die Theater leisten mit der Unmittelbarkeit, mit ihrer Art und Weise Fragen aufzuwerfen, einen wichtigen Beitrag zur psychologischen Erbauung der Menschen. Dies muss gerade im Hinblick auf anstehende Etatkürzungen selbstbewusst der Politik gegenüber verteidigt werden. Theater – so formuliert es Strauß – ist mehr als systemrelevant, es ist »entscheidend«.
Neben den Theatern sind es aber auch andere Kultureinrichtungen, die von der Krise bedroht sind. In der Schweiz darf zwar noch gespielt werden, viele Einrichtungen überleben aber vor allem aufgrund ihres Kneipenbetriebs. Die wenigen Zuschauer*innen, die für eine Vorstellung zugelassen werden, machen ein wirtschaftliches Arbeiten kaum möglich.
Eine der wenigen Kultureinrichtungen, die in Deutschland geöffnet haben dürfen, sind die Galerien. Sie ermöglichen es den Künstler*innen zumindest nicht völlig vergessen werden – leiden sie doch nicht nur an der Bedrohung ihrer Existenz, sondern zugleich daran, ihre Werke nicht zeigen zu dürfen. Dennoch ist es auch für Galerien im Moment schwer sich auf dem Markt zu behaupten, denn neue Käuferschichten können aktuell nicht angesprochen werden. So ist auch hier die Frage, wie Kunst und Kultur als essentielles Gut für die Gesellschaft in Zukunft bewertet und entlohnt werden kann.

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Darstellende Kunst Kultursendung

Bildet Banden! . Warum der zweite Lockdown für Theater und Künstler*innen wie eine Ohrfeige wirkt

by Georg Kasch (28 Oct 2020)
Original source: Nachtkritik

Die Lage der Theater ist zum Verzweifeln. Nicht nur wird über sie ein zweiter Lockdown verhängt, sie werden zudem der Kategorie »Unterhaltung« zugeordnet, stehen in einer Reihe mit Fitnessstudios, Wettbüros und Bordellen. Und das, obwohl sich die Theater während des Lockdowns so vorbildlich verhalten haben. Mit Streamings haben sie ihr Publikum unterhalten, Hygienekonzepte erarbeitet, die neue Spielzeit drei Mal neu geplant. Und nun?, fragt Gerog Kasch in seinem Kommentar. Die Häuser müssen neuerlich ihre Tore schließen, ob wohl selbst Virolog*innen diese Schritt für nicht notwendig halten. Kann sich die Schließung tatsächlich damit begründen lassen, dass das Publikum sich nach der konsequenten Trennung im Parkett nach der Vorstellung zur Diskussion des Abends trifft?
Wenn die Kultur nun im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftszweigen als Bauernopfer herhalten muss, dann sollte die Politik für die Bestandssicherung in der Branche aufkommen. Darauf müssen Intendanten, Veranstalter und alle Beteiligten pochen. Ein angemessener finanzieller Ausgleich für die Häuser und eine Art Grundeinkommen für die Solo-Selbständigen mit Verdienstausfall sollte die Branche über die Krise retten.
Währenddessen sollen sich die Kulturschaffenden aber nicht zurücklehnen, sondern das angehen, was im Frühjahr zu kurz kam: Sich mit anderen zusammenschließen, um gemeinsam die Stimme für die Kultur zu erheben. Streamen, denn wer nicht sichtbar ist, wird vergessen. Dabei darf aber nicht der Fehler gemacht werden, alles kostenlos anzubieten, es müssen intelligente Bezahlkonzepte entwickelt werden. Sein letzter Appell richtet sich direkt an die Theaterbranche: Entwerft das Theater von morgen! Wenn die Erfahrungen der letzten Monate produktiv für eine Neukonzeption genutzt werden, dann hat der Lockdown für die Kunst einen Sinn.

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Darstellende Kunst Kommentar

Was braucht es, um wieder Kontrolle über die Pandemie zu bekommen?

by Gunter Gebauer, Julius Stucke (24 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Der Philosoph Gunter Gebauer stellt im Gespräch mit dem Deutschlandfunk die Frage, welchen Stellenwert die Kultur heute noch hat. In den eigenen vier Wänden kann viel abgerufen und konsumiert werden. Der Weg nach draußen ist daher gar nicht mehr so wichtig. Die Krise könnte damit auch einen Kahlschlag zur Folge haben, der auf einer reduzierten Nachfrage basiert. Bereits jetzt müssen viele Kulturschaffende schauen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Gebauer berichtet beispielsweise von einer Opernregisseurin, die Rhetorikkurse gibt. Die Sor ge, die Gebauer formuliert, ist nun nicht nur, dass diese vielen Aussteiger*innen nicht mehr zurückkommen, sondern das die Nachfrage an Kultur grundsätzlich zurückgeht, weil die Menschen sich an den Alltag ohne Kulturveranstaltungen gewöhnt haben. Welche Auswirkungen das für unsere Wirtschaft haben wird, stellt Gebauer interessanterweise nicht, widerspricht er doch der These von Julian Nida-Rümelin, dass wir uns in einer Lage ähnlich der von 1945 befänden, in der sich das Land klar in Richtung Deutsche Mark und Wirtschaft orientiert hätte.
Thema ist auch der Auftritt der Punkband »Die Ärzte« in den Tagesthemen am Samstagabend. Julius Stucke, der das Gespräch mit Gebauer moderiert, kritisiert, dass bei dem Fernsehauftritt die Dramatik der Lage der Branche nicht wirklich ernsthaft vermittelt werden konnte, weil alles so »nett« wirkte. Dem widerspricht Gebauer, da er die Power der Punkkultur, die die drei Musiker auf die Bühne brachten, wichtig fand, um die Ernsthaftigkeit der Situation zu vermitteln. Gerade das Eintreten der ›alten Hasen‹ für alle Mitarbeiter im Hintergrund empfand der Philosoph als wichtig, um auf deren Situation hinzuweisen.

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Alle Sparten Gespräch

Macht die Theater zu – und fangt von vorne an . Theater als Gesellschaftslabor

by Björn Bicker (20 Jul 2020)
Original source: BR Kultur

Das im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gerne verwendete Schlagwort von der »Krise als Chance« sieht Björn Bicker als eine der letzten Möglichkeiten, die deutschsprachige öffentlich finanzierte Theaterlandschaft zu retten. Seine Analyse der Lage ist schonungslos: An den überwiegend von Despot*innen geführten Häusern wird nur noch für eine Parallelgesellschaft gespielt. Die weiße, gut situierte Mittelschicht lässt sich von einer immer diverser werdenden Gesellschaft ihre Theater finanzieren.
Die Zwangspa use, die mit dem Lockdown eingeläutet wurde, hätte als Denkpause genutzt werden können. Der Stillstand war eine Möglichkeit, über die Bedingungen des eigenen Arbeitens nachzudenken. Aber statt sich der Frage zu widmen, wie ein Theater von Morgen aussehen könnten, verfielen viele Häuser in einen digitalen Hyperaktionismus. Lesungen, kurze Szenen bis hin zu ganzen Aufführungen wurden ins Netz gestellt. Noch ist die Chance nicht vergeben. Statt sich weiter einem Aktionismus hinzugeben, der die Gesellschaft nicht erreicht, sollte der Spielbetrieb noch etwas aussetzen. In dieser Zeit kann nicht nur zu einem neuen Miteinander in den Häusern gefunden werden, sondern auch an runden Tischen der Dialog mit einem diversen Publikum gesucht werden. So können Konzepte für ein Theater von Morgen entstehen. Die Utopie, die Bicker entwirft, ist die des Stadttheaters als Prototyp gesellschaftlicher Entwicklung. Ob es tatsächlich eine Utopie bleibt, liegt an den Institutionen selbst.

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tag Theater Denkpause Krise als Chance
Darstellende Kunst Zwischenruf

War’s das mit dem Wumms? . Aktionsplan und Stellungnahme des Netzwerk Autorenrechte (NAR) zum Konjunkturpaket „NEUSTART KULTUR“

by Netzwerk Autorenrechte (05 Jun 2020)
Original source: Netzwerk Autorenrechte

Das von der Bundesregierung am 3. Juni verabschiedete Konjunkturpaket soll laut Finanzminister Olaf Scholz mit einem »Mit Wumms aus der Krise« führen. Das Netzwerk Autorenrechte hat das für die Kultur- und Kreativwirtschaft vorgesehene Programm NEUSTART KULTUR daraufhin geprüft, welche Unterstützung es der Buchbranche und vor allem den Autor*innen und Übersetzer*innen anbietet. Die Bilanz ist im Anbetracht der Wertschöpfung der Branche, die hinter der Automobilindustrie an Nr. 2 im Branchenvergleich steht, ernüchte rnd. Die Aufteilung auf die verschiedenen Sektionen der Kultur- und Kreativwirtschaft lässt zudem vermuten, dass Autor*innen und Übersetzer*innen in Hartz IV abgedrängt werden, da Solo-Selbständige ohne laufende Fixkosten in keines der vorhandenen Förderformate passen. Aus diesem Grund fordert das Netzwerk ein umfassenderes Hilfspaket das unter anderem  »ein ABGESAGT-FONDS, ein COMEBACK-Fonds, ein LITERATUR-ONLINE-Fonds sowie ein LESEN!-Fonds« enthält.
Diese Gestaltung mit unterschiedlichen Formaten würde auch der Tatsache Rechnung tragen, dass die Buchbranche längerfristig von den Folgen der Corona-Krise betroffen sein wird. Verlage haben schon jetzt angekündigt, im Herbst nur ein reduziertes Programm zu veröffentlichen. Um dieses erfolgreich vermarkten zu können, werden hier vor allem die bekannten Autor*innen zum Zuge kommen. Damit erschwert sich nicht nur der Marktzugang für junge Autor*innen, sondern darüber hinaus werden Einnahmen durch Lesungen, Verwertungsverträge, Zuschüsse und Tantiemen als Einkommensquellen wegfallen.
Nicht nur in Anbetracht der Wirtschaftsleistung der Buchbranche und der kulturellen Bedeutung der Literatur, sondern auch aus Gründen der Bibliodiversität darf an dieser Stelle nicht gespart werden.

 

 

 

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tag Buchbranche Konjunkturpaket Hartz IV
Wort Statement

Was wir im Lockdown über das Digitale gelernt haben

by Anika Meier (02 Jun 2020)
Original source: Monopol

Die Corona-Krise hat die Verlagerung ins Digitale extrem beschleunigt. Auch Kunstausstellungen wurden in Zeiten des Lockdowns online präsentiert. Wenn es keine andere Wahl gibt, dann greifen auch diejenigen, die Onlinemedien eher gemieden haben, auf Soziale Medien zurück, um sich mitzuteilen und auszutauschen. Anika Meier geht in ihrer Kolumne der Frage nach, was wir in der Krise im Hinblick auf das Digitale gelernt haben.
Livestreams werden zu den neuen Podcasts. Allerdings bekommen die Zuschauer*innen das Gespräch ungefiltert mit. Kein Journalist, keine Journalistin redigiert und streicht Redundantes und Überflüssiges. Dadurch kommt man den Künstlerpersönlichkeiten näher, ist aber vielleicht auch etwas enttäuscht, weil diese nicht so sind, wie man sie sich vorgestellt hat.
Ebenfalls große Aktualität haben Online Viewing Rooms. In ihnen versuchen Messen und Galerien ihr Angebot zu den Sammlern zu bringen. Der Scroll- und Klickmarathon kommt aber bei den Besucher*innen nicht gut an. Das Flair der Messe fehlt, die Technik ist noch nicht wirklich ausgereift und so macht sich schnell Langeweile breit. Dennoch ist die Branche überrascht, denn – so der Galerist Iwan Wirth – die Bereitschaft der Sammler online einzukaufen ist größer als erwartet.
Kuratoren wie Hans Ulrich Obrist setzen hingegen auf den Einsatz neuer Technologien: Augmented Reality ist die Zukunft. Allerdings hat Anika Meier begründete Zweifel, ob ein Regenbogen, der über ihren Küchenboden schwebt, wie ihn aktuell die koreanische Künstlerin Koo Jeong A zeigt, »die Zukunft der Kunst ist«. Und auch die von Daniel Birnbaum gepriesene kuratorische Leistung desjenigen, der die Kunst – in diesem Fall den Regenbogen – in der eigenen Wohnung plaziert, kann sie nicht so ganz nachvollziehen. Das Interesse der Kunstkritikerin haben hingegen Arbeiten junger Künstler*innen auf Instragram und Snapchat geweckt, die spielerisch an der Erweiterung ihrer digitalen Identität arbeiten.
Abschließend holt Anika Meier zur Fundamentalkritik im Umgang mit dem Digitalen aus: Noch haben sich keine Bewertungskriterien für das Digitale entwickelt, aber »nur weil irgendetwas digital gemacht wird, ist es nicht gleich der heiße Scheiß.« Im Moment pendelt die Kritik noch zwischen naiver Euphorie und uninformierter Kritik. Hier muss unbedingt die Erwartungshaltung der Kritik, aber auch die Möglichkeiten des anderen Mediums mitbedacht werden. Dass ein digitaler Ausstellungsrundgang nicht mit einem Besuch im Museum vergleichbar ist, bezweifelt niemand. Allerdings hat der virtuelle Rundgang andere Qualitäten, die auch gesehen und angemessen bewertet werden sollten.

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Bildende Kunst/Design Kolumne

Tanz auf Distanz . Choreographie und Corona

by Dorion Weickmann (12 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Die Bühnen sind geschlossen und so sieht es auch in den Tanzstudios deutscher Opernhäuser deprimierend aus. Wenn aktuell geprobt werden kann, dann nur unter Einhaltung extremer Sicherheitsvorkehrungen. Ein Abstand von 8 Metern, wie er in den Studios des Stuttgarter Balletts aktuell eingehalten wird, ist nicht ungewöhnlich. So proben nur wenige Tänzer*innen gemeinsam. Für Klavierbegleitung und Ballettmeister ist meist kein Platz.
Tänzer*innen benötigen ein Studio, um halbwegs in Form zu bleiben. Anders als bei Schauspieler*innen o der Musiker*innen ist der Körper ihr Arbeitsmittel. Da dieser in Corona-Zeiten zur Gefahrenquelle geworden ist, wird er misstrauisch betrachtet. Doch auch wenn das social distancing als Höchststrafe für Tänzer*innen angesehen werden kann, dann hofft man in den Häusern nach wie vor, im Herbst wieder zum Normalbetrieb zurückkehren zu können. Das Repertoire wird daraufhin geprüft, was im Herbst wieder aufführbar sein könnte. Das Ergebnis dürfte ernüchternd sein: Tanz ohne Nähe ist kaum vorstellbar. Solo-Serien sind aber auf Dauer nicht das, was man zeigen und das Publikum sehen möchte. Dabei hat historisch gesehen die körperliche Berührung im Tanz erst mit dem Aufstieg der Ballerinen und der Vorliebe für Beziehungsdramen Einzug in das Ballett gehalten. Vielleicht liegt im verordneten Abstand auch eine Chance? Der neue Minimalismus könnte dazu führen, das Choreographen und Choreographinnen sich wieder mehr auf die »Tanzkunst als Kunst im Sinn von Handwerk, Ästhetik, Vision, Idee, Haltung« konzentrieren. Wenn es dem Tanz gelingt, sich unter Corona-Bedingungen neu zu Erfinden, dann könnte die Krise tatsächlich eine Chance sein.

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tag Tanz Choreografie Probe Minimalismus Repertoire Krise als Chance Körper
Darstellende Kunst Bericht

Corona-Chronik (8) . Krise als Chance, Theater zu Parkhäusern, Abgase zu Frischluft

by Nicolas Stemann (11 May 2020)
Original source: Neue Züricher Zeitung

In Woche 8 des Shutdown beobachtet der Co-Intendant am Schauspielhaus Zürich Nicolas Stemann, dass die Rückkehr zur Normalität nicht nur das Virus in Vergessenheit geraten lässt, sondern auch die unliebsamen Themen der Vor-Corona-Zeit wie die Klima- oder Flüchtlingskatastrophen scheinen der Vergangenheit angehören. Stattdessen hat sich in der Gesellschaft eine seltsame Stimmung breit gemacht: Man feiert sich als Helden, weil man den Shutdown selbst so gut überstanden hat, ist aber zugleich auch etwas enttäuscht, weil die Katastroph e nun eher die Qualität mittelguter Wellnessferien hatte. Enttäuschung über die angeblich richtig große globale Krisensituation macht sich breit.
Der Alltag nach der Krise ist allerdings für die Theater noch weit entfernt. Aber – so Stemann mit ironischem Unterton – die Krise ist ja auch eine Chance. Die Theater können zu alten Konzepten wie der vielzitierten Thomas-Meinecke-Parole »Theater zu Parkhäusern« zurückkehren. Wenn man im Parkhaus spielt oder die Zuschauer vom Kleinflieger aus auf die Bühne schauen lässt, ergeben ich völlig neue Finanzierungsmodelle – Auto- oder Luftfahrtindustrie ließen sich sicher gewinnbringend als Sponsoren gewinnen. 
Das Schlagwort von der »Krise als Chance« greift er abschließend noch einmal auf und führt dessen Zynismus vor. Diejenigen, die diese Chance nun gekommen sehen, hätten sie im Gegensatz zu den Menschen im Flüchtlingslager auf Moria auf Lesbos, in der Intensivstation in Manaus oder in den Slums von Mumbai auch vor Corona schon ergreifen können.

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tag Theater Autokino Krise als Chance Hygieneregeln
Darstellende Kunst Corona-Chronik

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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